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Ingenieurvereine fordern mehr nachhaltige Technik für den Klimaschutz
Durch den Klimawandel verstärken sich global Extremwetterereignisse wie zunehmende Hitzewellen und Starkregen. Um dem zu entgegnen, bedarf es technischer Lösungen. Hier sind insbesondere Ingenieurinnen und Ingenieure gefordert. Nach Auffassung von Heinz Leymann, Vizepräsident des ZBI e. V., wird daher dringend eine Anpassung der Infrastruktur benötigt, die weitestgehend im Einklang des nachhaltigen Klimaschutzes erfolgt, um künftige Klimakatastrophen zu verhindern. Dies erfordert nicht nur eine vorausschauende Planung und Realisierung von kritischen Infrastrukturbereichen, sondern gleichzeitig ist im Sinne der Nachhaltigkeit in klimaneutrale Technik zu investieren. Der ZBI und seine Mitgliedsingenieurvereine begrüßen in diesem Kontext das Ziel der Regierungsparteien, im Bereich der Planungsbeschleunigung die Verfahrensdauer für Infrastrukturprojekte mindestens zu halbieren. Die dafür öffentlichen Investitionen sind in ausreichender Höhe bereitzustellen.
Die Regierungsparteien setzen sich im Verkehrsbereich für eine nachhaltige, effiziente, barrierefreie, intelligente, innovative und für alle bezahlbare Mobilität ein, die der ZBI begrüßt. Im Hinblick auf die Mobilität der Zukunft leistet die Bahn als ein sicheres und umweltschonendes Verkehrsmittel einen unverzichtbaren Beitrag. Um mehr Verkehr auf die Schiene zu bringen, muss die Schieneninfrastruktur entsprechend den Maßgaben des Bundesverkehrswegeplans und des Transeuropäischen Netzes ausgebaut und im Bestand gesichert werden. Bei der Erschließung neuer Gewerbe- und Industriegebiete sollte zudem eine Schienenanbindung überprüft werden. In der Vergangenheit waren die Projekte der Bahn unterfinanziert. Folglich müssen erheblich mehr Mittel aus dem Bundeshaushalt für die Schiene zur Verfügung stehen.
Dies gilt aus der Sicht von Petra Schneider, Sonderbeauftragte für Öffentlichkeitsarbeit des IWSV - Ingenieurverband Wasser- und Schifffahrtsverwaltung e. V. in gleicher Weise für die gesamte öffentliche Infrastruktur. Beispielsweise sind Bundeswasserstraßen Verkehrsader, Wirtschafts-, Lebens- und Erholungsraum zugleich. All diese Funktionen möglichst konfliktfrei zu integrieren, ist und bleibt eine Herausforderung. Ein Bestandteil, um die Natur und den Verkehr in Einklang zu bringen, ist auch die ökologische Entwicklung zu fördern. Neue technisch-biologische Ufersicherungsmaßnahmen an Wasserstraßen sollen das ohne Schutz instabile Ufer in gleicher Weise wie eine konventionelle Steinschüttung vor Erosion und Böschungsrutschungen schützen und es gleichzeitig ökologisch aufwerten. Ein wichtiger Teil bleibt hierbei die Betrachtung der Langzeitentwicklung der Maßnahmen und der möglichen Unterhaltungsstrategien. Wünschenswert wäre, dass das ökologisch umgestaltete Ufer in der Langzeitbetrachtung auch eine Reduzierung des Unterhaltungsaufwandes nach sich ziehen würde.
Nach Meinung von Reinhard Genderka, Mitglied des Bundesvorstands der IfKom – Ingenieure für Kommunikation e. V., hat auch die wachsende Informations- und Kommunikationstechnik (IKT) einen Beitrag zur Reduzierung der Treibhausgasemission zu leisten. Das Ziel bei der digitalen Transformation bezüglich des Klimaschutzes muss sein, wachsende Datenmengen effizienter zu transportieren und zu verarbeiten. Auf dieser Basis sind Geräte und Systeme zu entwickeln, die beispielsweise weniger Strom bei gleicher Datenleistung benötigen oder im Verhältnis zum Stromverbrauch überproportional mehr Daten verarbeiten können. Ein Beispiel hierzu ist die technische Entwicklung des Mobilfunks. Zwar verbraucht die 5G-Mobilfunktechnik mehr Strom als die 3G- oder LTE-Technik, kann dafür wesentlich größere Datenmengen verarbeiten und verbraucht bei gleicher Datenmenge nur rund ein Viertel der Energie einer LTE-Station. Ein weiteres Optimierungspotenzial im Hinblick auf die Reduzierung des Treibhausgasausstoßes wäre beispielsweise die stärkere Nutzung der Abwärme von Rechenzentren für die Fernwärmeversorgung.
Als Vorreiter der Digitalisierung stehen aus der Sicht von Guido Baumann, Mitglied im Bundesvorstand des VDV - Verband Deutscher Vermessungsingenieure e. V., die Geodäten in erster Reihe, die erfassten Daten ermöglichen heute Hochwassergefahren- und Hochwasserrisikokarten, wie sie schon in vielen Bundesländern zur Verfügung stehen. Das Unwetterereignis 2021 im Ahrtal hat gezeigt, mit welcher Stärke sich auch Planungsfehler rächen. Retentionsräume müssen weiter geschaffen werden, sodass Starkregenereignisse aufgehalten, abgeleitet und gesteuert werden können. Mit dem digitalen Zwilling, insbesondere in besonders gefährdeten Städten, könnten Hochwasserszenarien digital durchgespielt werden. Bei dem Zwilling handelt es sich um ein digitales dreidimensionales Modell beispielsweise einer Stadt.
All die technischen Maßnahmen für eine nachhaltige öffentliche klimaneutrale Infrastruktur benötigen qualifizierte Ingenieurinnen und Ingenieure, die zurzeit nicht am Markt zu rekrutieren sind. Infolgedessen setzt sich der ZBI e. V. für eine Stärkung der MINT-Fächer in den Schulen ein. Diese sind Voraussetzung für eine gelingende technische Ausbildung. Ohne ingenieurtechnisches Know-how wird es keine technische Infrastruktur geben.
Der ZBI – Zentralverband der Ingenieurvereine e.V. ist ein Spitzenverband im Bereich des Ingenieurwesens. Die wesentlichen im ZBI vertretenen Mitgliederverbänden kommen aus den Bereichen Architektur, Bauingenieurwesen, Eisenbahnwesen, Geodäsie und Geoinformatik, Telekommunikation, Umweltschutz u. Umwelttechnik, Wasserbau und Wasserwirtschaft. Der ZBI bündelt die Interessen und Belange seiner Mitgliedsverbände mit über 40.000 Ingenieurinnen und Ingenieuren und vertritt sie gegenüber Politik und Gesellschaft. Präsident ist Dipl.-Ing. Wilfried Grunau aus Edewecht.
Verantwortlich: Dipl.-Ing. Heinz Leymann