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Bayerischer Ingenieuretag 2023
Mitglieder des IfKom-Bezirks Südbayern besuchten den Bayerischen Ingenieuretag 2023.
In der Alten Kongresshalle München fand am 10. Februar 2023 der 31. Bayerische Ingenieuretag, veranstaltet von der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau, unter dem Motto "Die Welt im Umbruch - Digitale und ökologische Transformation der Bauwirtschaft" statt.
Die Bedeutung der Bauwirtschaft beschrieb Kammerpräsident Prof. Dr. Norbert Gebbeken und zog Vergleiche mit der Automobilwirtschaft. Die Wirtschaftsleistung Bau liegt bei 482 Mrd. €, die der Autoindustrie bei 411 Mrd. €. Bauen ist das Fundament einer Kultur. Der Bau ist für 40% des CO2-Ausstoßes verantwortlich, mehr als im Verkehrssektor. Um das Bauen einfacher, schneller und kostengünstiger zu ermöglichen, soll mit dem Gebäudetyp E im Sinne von „Einfach Bauen“ das enge Korsett von Normen und Regeln aufgebrochen werden. Die Baubranche will das verfolgen und sei bereit für den Wandel.
Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger betonte in seinem Grußwort, dass die richtige Balance zwischen Sanierung und Neubau zu finden sei. Er möchte die Eigenheimquote steigern, was jedoch oft im Widerspruch zu Baulandausweisung und Flächenverdichtung steht.
Bauminister Christian Bernreiter wies auf die Herausforderungen der Baubranche hin. Das sind steigende Material- und Energiekosten bei gekürzten Fördermitteln und dazu der Fachkräftemangel im Bau und Handwerk. Sein Ministerium sei dabei, die Bauämter zur BIM-Anwendung (Building Information Modeling) umzustellen, die Mitarbeiter zu schulen, um die Digitalisierung in der Verwaltung voranzubringen. Er wünscht sich auch experimentelle klimaneutrale Wohnungsbauprojekte.
Gemeinsam mit dem Bau- und dem Wirtschaftsminister übereichte Kammerpräsident Prof. Dr. Norbert Gebbeken den Bayerischen Ingenieurpreis 2023. Platz 1: Herzogsteg über die Altmühl in Eichstätt ist bei Hochwasser abmontierbar. Platz 2: Neu gebauter TU-Campus für Nachhaltige Chemie in Straubing ist auch bei Donau-Hochwasser nutzbar. Platz 3: Fahrradspeicher Nürnberg ist als wetterfestes Fahrradparkhaus und in filigraner Optik ausgeführt.
Nora Sophie Griefahn, Mitbegründerin und Vorstandsmitglied der gemeinnützigen Nichtregierungsorganisation (NGO) „Cradle to Cradle – Wiege zur Wiege e. V.“, stellte das Prinzip Cradle to Cradle (C2C), d.h. die Ausrichtung unseres ökonomischen und ökologischen Handelns in Richtung einer durchgängigen und nachhaltigen Kreislaufwirtschaft, als möglichen Lösungsansatz in ihrem Vortrag vor. Sie ging auf die sich verschärfende Klima- und Ressourcenkrise ein. 54,7% (209 Mio. t) des Müllaufkommens verursacht die Bauindustrie, 90% der Entnahme der inländischen Mineralien werden von ihr verbraucht und für 40% der weltweiten CO2 Emission ist der Bausektor verantwortlich. Sie machte in ihrem Referat klar, dass Klimaneutralität (Ziel Zero) nicht reicht. Wir reden davon, weniger schlecht zu sein, wobei das Ziel ein positiver Fußabdruck sein muss. Unser Denken muss auf das Nutzungsszenario eines Produkts gerichtet sein, auf ein richtig gutes Produkt und die Antwort auf die Frage, wo dann das Produkt landen wird. Das Ziel für C2C Gebäude ist klimapositiv und es reinigt Wasser und Luft. Gebäude sollen wie Bäume und Städte sein, auch sollen sie die Ernährung sichern, so ihre Vision der Kreislaufwirtschaft nach dem Vorbild der Natur. Dann ist verwendetes Material für Mensch und Natur unschädlich. Sie forderte, öffentliche Gebäude entsprechend dem C2C-Zertifikat zu bauen.
In der abschließenden Gesprächsrunde forderten sowohl Gebbeken als auch Griefahn zu mehr ganzheitlichen vernetztem Denken in Materialkreisläufen auf. Jeder Einzelne ist dabei gefordert, auch sein Konsumverhalten zu überdenken und Ökologiebegeisterung zu haben.
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