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Neue Anforderungen an die digitale Kommunikations-Infrastruktur
Mit dem Ausbau des Breitbandnetzes, insbesondere mit der Glasfaser und dem Mobilfunk entsteht eine leistungsfähige digitale Infrastruktur. Die Anforderungen durch die privaten und geschäftlichen Nutzer entwickeln sich jedoch weiter und fordern von der Infrastruktur Anpassungen, die nicht nur die Netze, sondern auch Rechenzentren betreffen. Besonders die Edge-Technologie, in der Fläche verteilte kleinere Recheneinheiten, werden nach Meinung von 75 % der im Rahmen einer Bitkom-Studie befragten Experten eine steigende oder stark steigende Bedeutung erfahren. Häufiger Grund sind gestiegene Anforderungen an die Latenz, also die Übertragungszeit der Signale.
Hinzu kommen Verzögerungseffekte durch Netzüberlastung und schlechten Netzausbau. Nach einer aktuellen Erhebung von DE-CIX, dem Betreiber der weltweit größten kommerziellen Internet-Austauschplattform in Frankfurt, verlieren deutsche Büroangestellte eine Woche Arbeitszeit pro Jahr durch Internetverzögerungen. Probleme sind hier sehr häufig bei Cloud-Anwendungen.
Zur Frage, wohin sich die digitale Infrastruktur bewegt, lud die „deutsche ict + medienakademie“ am 8. März mit Unterstützung des Berufsverbandes „IfKom – Ingenieure für Kommunikation e. V.“ zu einem Experten-Roundtable in die IHK zu Köln ein. Es ging um die Entwicklung der physikalischen Vernetzung über die Vernetzung von Clouds, Edges und Plattformen bis hin zu Smart Cities und Villages.
Ekkehart Gerlach, Geschäftsführer der deutschen ict + medienakademie und Moderator der Veranstaltung, stellt dazu fest: „Vielleicht haben wir in Deutschland zu lange nur über die hohe Bedeutung von Glasfaser geredet, auch der Hype über die Cloud beschäftigte uns viele Jahre. Nunmehr sollen 70% aller Cloud-Anwendungen latenz-kritisch sein und werden vielleicht vom Edge-Hype erfasst.“
Heinz Leymann, Bundesvorsitzender der IfKom, bemerkt zur Bedeutung der Glasfaser: „Auch wenn gesagt wird, junge Leute wollen keinen Festnetzanschluss, sondern schauen 24 Stunden am Tag privat und geschäftlich auf mobile Geräte, bedarf ein leistungsfähiges und latenzarmes Mobilfunknetz der Glasfaserinfrastruktur in der Fläche, denn die Mobilfunkzellen werden je nach Frequenzbereich kleiner und müssen engmaschiger gebaut werden.“ Ein leistungsfähiges Netz sei zudem für Cloud-Dienste unverzichtbar, denn Deutschland sei laut EU-Statistikamt Eurostat eines der am schnellsten wachsenden Länder bei der Einführung von Cloud-Computing-Technologien in Europa.
Zu dem Aspekt der Regulierung von Infrastrukturen nahm Dr. Wilhelm Eschweiler, Vizepräsident der Bundesnetzagentur, Stellung. Angesichts der Entwicklung stellt sich die Frage, ob TK-Infrastrukturen der Zukunft noch oder nur anders zu regulieren sind.
Neben der Infrastruktur stellen neue Trends, beispielsweise die Künstliche Intelligenz, die Bundesnetzagentur vor regulatorische Herausforderungen, u. a. bezogen auf die Sicherheit der Daten, die Zuverlässigkeit, Transparenz und Erklärbarkeit der verwendeten Algorithmen. Hinzu kommt das wichtige Thema Resilienz der Telekommunikationsnetze, die in Bezug auf diverse Bedrohungsszenarien und die aktuelle geopolitische Lage weiter gestärkt werden muss.
In Europa wird die Regulierung der Betreiber sehr großer Onlineplattformen vorangetrieben. Auf EU-Ebene soll der Digital Markets Act dafür sorgen, dass diese ihre Marktmacht nicht zum Nachteil von Wettbewerbern und Kunden ausnutzen. Dr. Wilhelm Eschweiler ist für diese Aufgabe vor wenigen Tagen von der europäischen Regulierungsbehörde BEREC zum hochrangigen Repräsentanten für das EU-Beratungsgremium zum Digital Markets Act benannt worden.
Sowohl für die deutsche ict + medienakademie als auch für den Verband der Ingenieure für Kommunikation ist es notwendig, dass politische und unternehmerische Entscheidungsträger auf die in vielen Bereichen anstehenden deutlichen Veränderungen in der digitalen Infrastruktur schauen, die Konsequenzen bedenken und entsprechend handeln.
Ekkehart Gerlach fordert: „Für den Ausbau der digitalen Infrastruktur müssen Zukunftstrends rechtzeitig berücksichtigt werden. Weitgehend Konsens besteht zur Fixed-Mobile-Convergence (FMC), Stichwort Netzintegration, Geräte- und Diensteintegration. Dagegen könnte die beginnende Expansion der Edge die Cloud in neuer Form dichter an die Nutzer heranbringen.“ Die deutsche ict + medienakademie übernimmt mit ihren Experten-Roundtables die Aufgabe, Experten und Führungskräften ein möglichst komplettes Bild einer Technologie und ihrer Trends zu vermitteln.
Die Ingenieure für Kommunikation e. V. (IfKom) sind der Berufsverband von technischen Fach- und Führungskräften in der Kommunikationswirtschaft. Der Verband vertritt die Interessen seiner Mitglieder – Ingenieure und Ingenieurstudenten sowie fördernde Mitglieder – gegenüber Wirtschaft, Politik und Öffentlichkeit. Der Verband ist offen für Studenten und Absolventen von Studiengängen an Hochschulen aus den Bereichen Telekommunikation und Informationstechnik sowie für fördernde Mitglieder. Der Netzwerkgedanke ist ein tragendes Element der Verbandsarbeit. Gerade ITK-Ingenieure tragen eine hohe Verantwortung für die Gesellschaft, denn sie bestimmen die Branche, die die größten Veränderungsprozesse nach sich zieht. Die IfKom sind Mitglied im Dachverband ZBI – Zentralverband der Ingenieurvereine e. V. Mit über 50.000 Mitgliedern zählt der ZBI zu den größten Ingenieurverbänden in Deutschland.
Die deutsche ict + medienakademie setzt mit ihren Projekten Maßstäbe in der Professionalisierung und Qualifizierung von Managern und Mitarbeitern. Ziel der deutschen ict + medienakademie ist es, als Fachakademie im Bereich des Internets und seiner Basistechnologien Unternehmen wettbewerbs- und zukunftsfähiger zu machen. Seit ihrer Gründung hat sich die deutsche ict + medienakademie als eine der ersten Adressen für die Unterstützung von Führungskräften in diesem Bereich etabliert. Ziel ist es auch, durch umfassende Vernetzung mit anderen Institutionen und Experten zu Fragen des Internets einen großen und einzigartigen Kompetenz-Pool zu schaffen.
Verantwortlich: Dipl.-Ing. Heinz Leymann, IfKom-Bundesvorsitzender