Aktuelles
Besuch des Technoseum in Mannheim
Auf Empfang! Die Geschichte von Radio und Fernsehen“
So lautet der Titel der aktuellen Sonderausstellung im TECHNOSEUM Mannheim, die noch bis zum 12. November 2023 gezeigt wird, zu der die beiden Ortsverbände Mannheim und Heidelberg eingeladen hatten. Dass das Thema bei unseren Mitgliedern auf großes Interesse stieß, zeigte sich darin, dass sich insgesamt 21 Teilnehmerinnen und Teilnehmer am 29. März 2023 zur Besichtigung im Museum einfanden. Nach einem individuellen Besuch der Dauerausstellung, die sich über mehrere Ausstellungsebenen erstreckt und unterschiedliche technische Arbeitswelten präsentiert, wurden die Besucher im Eingangsbereich des Museums von Dr. Anke Keller erwartet, der Kuratorin der Sonderausstellung. Von ihr wurde die Gruppe in 75 Minuten durch ein Jahrhundert Mediengeschichte geführt, angefangen von den ersten Funkversuchen Anfang des 20. Jahrhunderts, über die Entstehung des neuen Mediums Radio, die Ausweitung des Begriffs Rundfunks auf das Fernsehen, die Entwicklung der Organisation des Rundfunkwesens in Deutschland bis hin zur heutigen digitalen Medienwelt. Als roter Faden ziehen sich drei Perspektiven durch die Ausstellung: Die Perspektive der Programmproduktion, die Perspektive der Geräteproduktion und die Perspektive der Nutzer, wie die Technik das Leben der Menschen prägt und wie sich Nutzungsgewohnheiten verändert haben.
Erste Meilensteine der Funktechnik waren die Entdeckung der elektromagnetischen Wellen durch James Clerk Maxwell und Heinrich Hertz in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und das erste markttaugliche Funksystem von Guglielmo Marconi um 1900. War anfangs nur die Übertragung von Morsesignalen möglich, daher der Begriff der drahtlosen Telegrafie, ermöglichten später bessere Sendesysteme auch Sprach- und Musikübertragungen. Erste Versuche für einen „Rundfunk“ gab es beim Militär im ersten Weltkrieg und danach durch die Deutsche Reichspost in ihrer Sendestelle Königs Wusterhausen südöstlich von Berlin.
Die eigentliche Geburtsstunde des öffentlichen Rundfunks in Deutschland schlug am 29. Oktober 1923, als der erste deutsche Radiosender, die spätere Funk-Stunde AG, einen regelmäßigen Programmbetrieb von seiner Sendestelle im Vox-Haus in Berlin aufnahm. Das neue Medium stieß beim Publikum sofort auf große Begeisterung, so dass es Anfang 1932 bereits mehr als vier Millionen offiziell angemeldete Geräte gab. Gleichzeitig wurde an einer ersten deutschen Rundfunkordnung gearbeitet, die 1926 eingeführt wurde, und die dem Staat zur Gewährleistung der grundsätzlichen politischen Neutralität die Kontrolle über den Rundfunk sicherte. Mit der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933 geriet der Rundfunk unter die alleinige Kontrolle durch Staat und Partei und wurde zu einem reinen Propagandainstrument umgewandelt. 1935 startete in Deutschland ein Fernsehprogramm, das allerdings wegen eingeschränkter Sende- und Empfangsmöglichkeiten nur in sogenannten Fernsehstuben in Berlin empfangen werden konnte. Eine Masseneinführung scheiterte am Kriegsbeginn.
Nach dem zweiten Weltkrieg wurde durch die Alliierten in der Bundesrepublik Deutschland der öffentlich-rechtliche Rundfunk eingeführt, und 1950 erfolgte die Gründung der Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland (ARD). In der DDR dagegen blieb der Rundfunk in Staatshand. Mit der Einführung des Fernsehens 1952 in beiden deutschen Staaten erweiterte sich der Begriff des Rundfunks, der bisher nur das Radio umfasste, jetzt Hörfunk genannt, um den Fernseh-Rundfunk. Ab 1. November 1954 begann das westdeutsche Deutsche Fernsehen sein Programm als Gemeinschaftsveranstaltung der sechs damaligen ARD-Anstalten. 1963 trat das öffentlich-rechtliche Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF) an den Start, bald gefolgt von den dritten ARD-Programmen, und 1967 wurde das Farbfernsehen eingeführt. Neue technische Übertragungsmöglichkeiten über Kabel und Satellit machten dann in den 1980er Jahren den Weg frei für die Einführung privater Hörfunk- und Fernsehprogramme. Damit entstand in der Bundesrepublik Deutschland das duale Rundfunksystem aus öffentlich-rechtlichem und privatem Rundfunk.
Ganz neue Herausforderungen für den traditionellen Hör- und Fernsehrundfunk entstanden durch die vor allem in den letzten Jahren immer stärker werdende Nutzung des World Wide Web. Aber auch wenn Online-Musik- und –Video-Dienste, Mediatheken und Social-Media-Plattformen das Medienverhalten vieler Nutzergruppen nachhaltig verändern, gehören doch Radio und Fernsehen bis heute zu den wichtigsten Massenmedien in Deutschland.
Nach so vielen Informationen tat es gut, zum Abschluss des Museumsbesuchs in der museumseigenen Arbeiterkneipe zu einem gemütlichen Ausklang zusammenzukommen, wo man sich über das Gehörte und Gesehene noch einmal austauschen konnte. Und vielleicht hat der eine oder andere auch Lust bekommen, sich die Ausstellung noch einmal allein ausführlich und in aller Ruhe anzuschauen, es lohnt sich ganz bestimmt!