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Besuch im Bergbaumuseum in Petite –Rosselle
Am 01.Juni 2023 besuchten 11 unserer Mitglieder des IfKom Ortsverbandes Saar das Bergbaumuseum, nur wenige Kilometer auf der anderen Seite der Grenze, in Frankreich. Die Anfahrt fanden einige von uns schwierig und so wurde eine Nachfrage über den Weg im Ort so geregelt, dass ein Franzose mit seinem Pkw vorne her fuhr bis zum Bergwerk. Das ist Deutsch-Französische Freundschaft im Alltag, 60 Jahre nach dem Deutsch-Französischen Freundschaftsvertrag.
Wir betraten einen großen neugestalteten Vorraum, indem Plakate auf das Wirken der Bergleute zu sehen waren. Ausgestellt war ein ca. 1 cbm großer Kohlebrocken, und darüber war eine Tafel angebracht mit der Anzeige, die zeigte, was man aus Kohle alles machen kann. Das schwarze Gold über Jahrhunderte.
Wir wurden begrüßt von einem Steiger im Ruhestand, der 40 Jahre in dieser Grube beschäftigt war. Nach ein paar einleitenden Worten in gut verständlichem Deutsch, wobei das „Lothringer Platt“ unserer Heimatsprache sehr nahe kam, gingen wir den Weg zum Schacht.
Das Gebäude, in dem sich der Förderkorb befand, war einem „Schiefen Flöz“ nachgebildet. Die Eisentür zum Förderkorb wurde geöffnet und wir 11 Besucher fanden alle darin Platz. Wir hatten ein mulmiges Gefühl und los ging es in die Tiefe auf rund 1000 m. Es ratterte, rumpelte und quietschte. Wir hielten uns fest und an der Seite wurde uns auf einer Skala im 100 m Abstand angezeigt, in welcher Tiefe wir uns befanden. Unten angekommen atmeten wir tief durch. Dann kam die „Ernüchterung“. Der Förderkorb hatte sich gar nicht bewegt, es war eine gelungene Simulation.
Direkt nach dem Ausstieg standen wir vor der „Schrämmaschine“, einem über 20 m riesigem Koloss aus Stahl. An der Vorder- und Rückseite waren je 1 Walze mit den unzähligen Meißeln angebracht. Die Maschine wurde von 3 Maschinisten bedient. Im Tunnelvortrieb bzw. Rücklauf fand dann der bergmännische Kohleabbau statt. Die Kohle wurde sofort auf das Förderband geleitet und in einem Arbeitsgang dem Schacht zugeführt.
Unser „Steiger“ erklärt uns viel über Streckensicherung, Streckenführung, Haupt- und Querstreben, Schlagwetterentstehung usw. Hier sei eine Nettigkeit gesagt von einer unserer Damen, die aus Norddeutschland ist. So sagt er auch, dass die Bergleute im Schacht nur mit dem „Zug“ wegen der Unfallgefahr zu ihrem Arbeitsplatz fahren mussten. Er sagte aber nicht Zug, sondern „Zieche“. Sie verstand aber „Ziege“ und machte sich Gedanken, was denn eine „Ziege“ unter Tage machen soll. Ebenso sprach er von der „Strecke“. Er sagte aber „Stricke“. Auch hier fragte sie sich, was das denn mit den „Stricken“ zu bedeuten hat.
Dann stiegen wir über Treppen zu einem Stollen, wo der Flöz schief verläuft. Hier war die Abbaumethode immer noch „Knochenarbeit“. Mit Presslufthammer wurden Löcher gebohrt, mit Dynamit versehen; jetzt erfolgte die Sprengung, es musste noch mit Pickel gearbeitet werden und die Bergsicherung war sehr aufwendig und kompliziert. Dabei wurden noch Holzstützen verwendet. Und so war es üblich, wenn auch nicht gestattet, dass viele Kumpels ihr „Mutterklötzchen“ zum Feuer anzünden mit nach Hause nahmen.
In diesem Flöz waren „Kumpels“ ( Puppen ) zu sehen, und plötzlich ertönte ein lauter Ruf durch die Beschallungsanlage: “ Schorsch(Georg), schlag mal den Stempel gerade, der steht ja ganz schief“. So war das eben, von der Sicherheit hing das Leben ab, die kam an 1. Stelle, und der Zusammenhalt unter den Bergleuten wurde ganz Groß geschrieben.
Unsere Führung ging dem Ende zu. Wir sahen noch die Duschen und den Lampenaufbewahrungsraum, besuchten anschließend den Museumsshop, wo allerlei „Bergmännisches“ zu kaufen gab, u.a. auch eine Bergmannsseife, in der sich Kohlestaub befindet.
Der Abschluss der Besichtigung fand dann im Cafe statt, wo wir uns auf Plüschsesseln bequem machen konnten bei Kaffee und Kuchen und uns noch ausgiebig über unsere Heimat, die ja auch vom Kohlebergbau gelebt hat, unterhalten konnten. Gedenken sollten wir aber auch des größten Grubenunglücks an der Saar und das schwerste in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, wo 299 Bergleute am 07. Februar 1962 auf der Grube Luisenthal bei einer Schlagwetterexplosion ums Leben kamen.
Der Bergbau an der Saar begann mit der Industrialisierung ab 1850 und endete am 30.Juni 2012.