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OV Karlsruhe: Besuch des Wasserbaulaboratoriums im KIT Karlsruhe
Am 21.06.2023 besuchte eine Gruppe von IfKom-Mitgliedern das Flussbaulaboratorium des KIT auf dem Campus der Universität Karlsruhe. Dr.-Ing. Frank Seidel empfing die Gruppe mit einer Einführung in die Aufgaben und einer Auswahl an Projekten, welche das Institut für Wasser und Gewässerentwicklung (IWG) - Fachbereich Wasserbau und Wasserwirtschaft in Karlsruhe bearbeitet.
Dr. Seidel betonte den wissenschaftlichen Auftrag des Instituts auch im Verbund mit dem Bundesamt für Wasserbau, also einer Behörde, die ebenso in Karlsruhe angesiedelt ist. Mit den beiden Einrichtungen hat Karlsruhe einen Schwerpunkt in dem Fachthema und ist weltweit tätig. Schwerpunkte sind die wissenschaftlichen Untersuchungen von Strömungs- und Fließverhalten an Wasserbauwerken, das sind u.a. Flusskraftwerke, Sperrwerke, Fischaufstiegsanlagen, Rückhaltebecken mit Durchflussbauwerken. Dabei geht es u.a. um Erosion und damit z.B. auch um Sedimentabtrag und um die Begrenzung desselben.
Dr. Seidel erläuterte die Aufgaben anhand der Rheinbegradigung durch Tulla im Oberrheingraben in all seinen Ausprägungen des Umwelt- und Naturschutzes, der Energiegewinnung an den Staustufen und Flusskraftwerken, aber auch des Hochwasserschutzes für den Bereich flussabwärts, den Auswirkungen auf den Grundwasserhaushalt, die Schifffahrt mit Schleusenanlagen, die Bekämpfung der Erosion. Aber nicht nur am Rhein, sondern auch an der Elbe und anderen Gewässern (weltweit) ist das Wasserbauinstitut Karlsruhe mit wissenschaftlichen Untersuchungen beteiligt. Z.B. in Geesthacht, südlich von Hamburg, an einer Staustufe mit Schleusenanlage an der Elbe hat das KIT die Untersuchung zur Gestaltung einer Fischtreppe durchgeführt, die inzwischen den Fischaufstieg in die Elbe ermöglicht. Auch in Iffezheim, südlich von Karlsruhe, an der Schleusenanlage und dem Rheinkraftwerk wurde eine Fischtreppe gebaut, die den Fischaufstieg im Rhein ermöglicht und die man besichtigen kann. IfKom hat vor einigen Jahren das Flusskraftwerk in Iffezheim besucht, einschließlich der errichteten Fischtreppe.
Kern des Besuchs war aber, eine empirische Versuchsanlage mit maßstabsgetreuem Aufbau zur wissenschaftlichen Untersuchung eines geplanten Rückhaltebeckens bei Bielefeld. Im Rahmen des Projekts wurde das Sperrbauwerk mit Durchlassschiebern maßstabsgetreu aufgebaut, um das Strömungsverhalten mit unterschiedlichen Pegeln im Rückhaltebecken, am Bauwerk und im Auslaufbereich zu simulieren und das Strömungsverhalten auch sichtbar zu machen durch Farbzugabe ins Gewässer. Die Erkenntnisse fließen unmittelbar in die Gestaltung der Bauwerke und der Modellierung des Auslaufbereiches ein. Hier arbeitet das KIT vertrauensvoll mit den Behörden und Ingenieurbüros zusammen und gibt wertvolle Hinweise.
Eine Eigenentwicklung des Wasserbauinstituts ist ein sogenanntes HIPPO-in-Situ- Messsystems (Hydro-morphological-Investigation of Riverbed Particell Performance On site), ein Mess-System zur zuverlässigen Bestimmung des Erosionsbeginns in Seen und Fließgewässern. Das Messsystem wird über dem Gewässerboden ausgebracht, ist ausgestattet mit einem Pumpsystem, das unterschiedliche Wasserfließgeschwindigkeiten am Boden erzeugen kann. Mittels unterschiedlichster Sensorik kann die Trübung des Wassers und damit der unterschiedlicher Sedimentabtrag bei definierter Fließgeschwindigkeit exakt erfasst werden. Die gewonnenen Messdaten werden automatisch erfasst und geben wichtige Hinweise für die Gestaltung von Flussläufen und Wasserbauwerken.
Dr. Seidel beantwortete viele Fragen zur Gewässergestaltung, zum Grundwassermanagement, zum Hochwasserschutz und auch Naturschutz. Alle Teilnehmer*innen waren begeistert von dem Einblick in die Gewässergestaltung und der interessanten maßstabsgerechten Simulation in einer riesigen Versuchshalle.